Wir von Therm-a-Rest freuen uns, dass wir euch die neuen WingLock™- und TwinLock™-Ventile vorstellen konnten. Jetzt wollen wir noch einen Blick hinter die Kulissen werfen. Deshalb haben wir uns mit zwei Produktentwicklern von Therm-a-Rest zusammengesetzt, die uns Rede und Antwort standen. Wenn ihr also nach mehr Informationen über die Ventile sucht, seid ihr hier genau richtig.

Hallo! Wer seid ihr, und was genau macht ihr bei Therm-a-Rest?

Mikk: Ich heiße Mikk Kaschko und bin Entwicklungsingenieur, d.h. ich entwerfe hauptsächlich Kunststoffteile für Therm-a-Rest. Zusätzliche arbeite ich aber auch mit all den anderen Stoffen oder Schaumstoffen, die wir verwenden – und integriere diese in den Designprozess der einzelnen Produkte.

Mack: Ich heiße Mack Hauff und bin Produktentwicklungsmanager und dazu Teilzeit- Entwicklungsingenieur. Also mache ich zum Teil dasselbe wie Mikk, den Rest der Zeit habe ich sehr viele verschiedene Aufgaben, die hier alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. [Lacht]

Was war euer “Lieblingsprojekt”, seitdem ihr bei Therm-a-Rest arbeitet?

Mack: Puh, das ist zu schwer zu entscheiden, also wähle ich zwei. Eines ist definitiv das Projekt um die neuen Ventile. Ich finde, das ist ein supercooles Projekt, an dem wir da in den letzten Jahren gearbeitet haben.

Außerdem habe ich hier als Fertigungsingenieur angefangen und war Teil des Teams, das die konisch geformten, nicht mehr einfach „eckigen“ NeoAir®-Matten entwickelt hat – das war ebenfalls wirklich cool.

Mikk: Für mich war das auf jeden Fall das Ventil-Projekt. Das war mein größtes Designprojekt in diesem Unternehmen. Es macht Spaß an einem so großen Projekt zu arbeiten, da hat man ein bisschen mehr kreative Freiheit. Wir können es uns leisten, wirklich interessante mechanische Prozesse zu verfolgen und sie in das Design zu integrieren, denn wir stellen nicht nur 2.000 Einheiten pro Jahr her, sondern 400.000.

Winglock + Twinlock ValveAlles klar, dann lasst uns doch direkt über die WingLock™- und TwinLock™ Ventile sprechen. Beginnen wir ganz am Anfang: Warum hat Therm-a-Rest überhaupt beschlossen, das klassische Ventil in den Ruhestand zu schicken und ein neues zu entwickeln? Gab es Probleme mit dem klassischen Ventil?

Mikk: Nein. Ich meine, das klassische Ventil hat ein erstklassiges Design, darum verwenden wir es nach wie vor für alle kleineren Produkte – wie zum Beispiel für unsere Kissen oder Sitzkissen. Diese Produkte haben ein recht geringes Volumen, sie brauchen also nicht so viel Luft. Dafür reicht das klassische Ventil absolut aus. Die Hauptgründe für die Entwicklung der neuen Ventile waren zum einen ein besserer, schnellerer Luftdurchfluss, zum anderen eine Verbesserung und Vereinfachung der Bedienbarkeit des Ventils.

Was meinst du in dem Fall mit „Bedienbarkeit“?

Mikk: Ich meine zum Beispiel ein Rückschlagventil, das dabei hilft die Matte aufzupusten und die Luft zwischen zwei Atemzügen auch in der Matte zu behalten. Mit dem klassischen Ventil musste man z.B. die Zunge auf das Ventil drücken, damit die Luft beim Einatmen nicht wieder entweichen konnte. Aber dann musste man natürlich – mehrmals – mit der Zunge auf dem Ventil wieder Luft holen und das ist nicht wirklich einfach. Die Luft, die dann wieder aus der Matte entweicht, macht ein fast spöttisches Geräusch. [Lacht]

Mack: Da stimme ich Mikk zu, ich möchte aber noch etwas hinzufügen: Das Problem beim klassischen Ventil war, dass es zu einer Zeit entwickelt wurde als jede Isomatte 2-3 cm dick war und einen Schaumstoffkern hatte. Die Matten waren selbstaufblasend, und hatten viel weniger Luftvolumen als die heutigen Modelle, die immer dicker und komfortabler werden – mittlerweile sind wir bei 10 cm dicken Luftmatten angekommen. Das Volumen der Isomatten hat sich also extrem verändert, und dadurch entspricht das Ventil von damals nicht mehr den heutigen Anforderungen. Ein Rückschlagventil ist mittlerweile fast unumgänglich, sonst strömt die Luft direkt wieder aus der Matte heraus, wenn man kurz absetzt um Luft zu holen. Auch einen Pumpsack kann man mit Rückschlagventil viel effektiver einsetzen. Das klassische Ventil bietet also nicht nur einen zu geringen, zu langsamen Luftdurchfluss, sondern ihm fehlen auch einige zusätzliche Eigenschaften, die die Leute mittlerweile benötigen und erwarten.

Nur zur Verdeutlichung: Ein Rückschlagventil ist ein Einwegventil, das heißt die Luft kann nur in eine Richtung hindurchströmen: In die Isomatte hinein, nicht aber wieder hinaus.

Mack: Richtig.

Wir haben das zwar bereits angeschnitten, aber vielleicht könnt ihr noch einmal konkretisieren: Was genau waren also die Kernziele des Projekts?

Mikk: Wir wollten natürlich die intuitive Bedienung des alten Ventils erhalten: drehen in die eine Richtung zum Öffnen, drehen in die andere Richtung, um das Ventil zu schließen. Bei anderen Ventilen auf dem Markt ist das deutlich komplizierter. Unser WingLock-Ventil ist so simpel wie möglich: Öffnen, Luft hinein pusten, schließen. Dann drehen an den „Wings“ und öffnen, um die Luft abzulassen.

Zweitens musste das neue Ventil natürlich unsere üblichen Standards erfüllen. Es ist genau so zuverlässig wie unser klassisches Ventil, und es lässt sich nicht nur von uns, sondern auch vom Benutzer selbst in Stand halten. Das WingLock™-Ventil ist ganz einfach austauschbar, man kann einfach ein neues Ventil bestellen und in die Isomatte einsetzen. Wenn also zum Beispiel der eigene Hund auf dem Ventil kaut – das ist scheinbar einer der häufigsten Gründe für ein defektes Ventil – ist nicht gleich die ganze Isomatte kaputt. [Lacht]

WinglockOh ja, ich habe früher in der Reparatur gearbeitet – da hatten wir öfter mit den kleineren Schäden durch Hunde zu tun.

Mikk: Wir wollten auch sicherstellen, dass man seine Isomatte sehr gut mit dem Mund aufpusten kann – denn das machen viele unserer Kunden so. Wir haben einige sehr alte Isomatte, die zum Teil 30, 40 Jahre in Gebrauch waren, aufgeschnitten. Dabei haben wir festgestellt, dass das Aufpusten mit Atemluft den Schaumstoff in Inneren nicht beschädigt. Unser Ziel war also auch ein Ventil, das ein einfaches Aufpusten mit dem Mund ermöglicht – das ist schließlich nicht bei allen Ventilen auf dem Markt der Fall, vor allem mit Flachventilen kann das ganz schön knifflig sein.

Mack: Es ging uns um möglichst einfache Bewegungen beim Aufpusten. Das Drehen am Ventil ist eine intuitive, kleine Bewegung, die man bei kalten Temperaturen auch mit Handschuhen sehr leicht ausführen kann. Bei manch anderem Ventil funktioniert das nicht so leicht, und man muss größere, „unnatürlichere“ Bewegungen machen um es zu Öffnen. Eines unserer Hauptziele war also, ein Ventil zu entwickeln, das sich mit einer ganz simplen Bewegung öffnen lässt. Es soll ohne große Anstrengung oder Überlegung funktionieren, egal ob mit Handschuhen oder mit geschlossenen Augen in einem dunklen Zelt.

Winglock + Twinlock Valve DesignWie habet ihr von diesen Kernzielen ausgehend beschlossen, zwei Ventile zu entwickeln, das WingLock™ und das TwinLock™? War das der ursprüngliche Plan oder gab es eine Art „Spaltung“?

Mack: Irgendwann gab es eine Spaltung des Projekts, es war also nicht der ursprüngliche Plan, zwei Ventile zu entwickeln. Wir wollten die neuen Ventile auf allen unseren Isomatten verbauen, und das WingLock-Ventil funktioniert auch perfekt auf Isomatten, die maximal 7 oder 8 cm dick sind. Im gleichen Jahr wie das neue Ventil bringen wir aber auch eine neue Luftmatte heraus, die 10 cm dick ist. Wir wussten zwar, dass wir mit dem WingLock-Ventil den Luftstrom deutlich verschnellern, aber das war uns immer noch nicht schnell genug für unsere Luftmatten mit größerem Volumen. Wir haben also nach einem noch schnelleren Weg gesucht, um die Luft wieder abzulassen. Irgendwann war uns klar, dass wir dafür nochmal ein spezielles Ventil entwickeln müssen – daraus wurde dann das TwinLock™-Ventil.

Wann habt ihr das Projekt gestartet? Wie lange hat es gedauert?

Mikk: Ich denke so ab Mitte 2017 haben wir das ganze gestartet, oder?

Mack: Jein. Eine ganze Weile vorher hatten wir schon das Feedback bekommen, dass unser altes Ventil zu langsam ist. Irgendjemand aus dem Team meinte da schon: „Dann müssen wir eben ein besseres Ventil bauen”. Das hört sich jetzt sicher komisch an, aber es gab dann auch die Idee, das alte Ventil einfach zu vergrößern. Das Ventil hätte dann also gleich ausgesehen und funktioniert, aber wäre ca. 30% größer gewesen. Wir haben uns aber gesagt:  “Das sind nicht wir, so leicht können wir es uns nicht machen. Das reicht uns nicht, das ist nicht die Art und Weise, wie wir arbeiten.”  Also haben wir beschlossen, es gleich richtig zu machen. Das bedeutete, dass wir uns etwas ganz Neues einfallen lassen mussten.

Könnt ihr uns durch einen typischen Tag im Leben eines Therm-a-Rest Produktentwicklers führen, der gerade an dem Ventilprojekt arbeitet? Wie war eure Arbeit mitten im Projekt?

Mack: [Lacht] Ich würde sagen, es war eine extreme Herausforderung. Ein Ventil zu entwickeln, das super einfach, super intuitiv, robust und einigermaßen kosteneffektiv ist, war wirklich nicht leicht. Wir haben unzählige Prototypen gebaut, die dann einen schier endlosen Zyklus von Tests durchlaufen mussten. Schließlich sollte das neue Ventil Hitze, Kälte oder auch Schmutz problemlos standhalten. Aus jedem dieser Tests sammelt man dann so viele Informationen wie möglich, geht zurück zu seinem CAD und schaut, dass man die aufgetretenen Probleme beheben kann. Das wiederholt sich wieder und wieder und wieder. Die Arbeit an sich bestand also vor allem aus Designprozossen, aber eben auch aus vielen Tests und 3D-Drucks.

Ein luftdichtes Produkt wie eine Isomatte ist wirklich nicht einfach herzustellen, das sorgt für eine ganz andere Komplexität.

Mikk: Hinzu kommt natürlich auch die komplette Kommunikation mit den Lieferanten, um beispielsweise herauszufinden, wie schnell wir welches Material an sein Limit bringen. Angenommen, wir wollten einen schnelleren Luftdurchfluss bei unserem Prototypen erreichen – dann war das unter Umständen eine Herausforderung für unseren Werkzeughersteller. Denn Mack und ich kennen uns zwar mit den benötigten Spritzgusswerkzeugen relativ gut aus, aber wenn wir herausfinden wollten, wo wir damit ans Limit gehen können und wo nicht – dann bedeutet das einfach eine Menge Kommunikation hin und her.

[Mack nickt zustimmend]

sleeping pad valve designerGab es eine besondere Herausforderung, die euch während des Projekts aufgefallen ist?

Mikk: Eine der denkwürdigeren Herausforderungen war die Bedienungsanleitung.

Mack: Oh ja! Ganz eindeutig!

Mikk: Als wir mit dem Design des WingLock™-Ventils begannen, sah es komplett anders aus als jetzt. Es war viel schlanker, aber es hat die Benutzer nicht visuell darauf hingewiesen, wie es funktioniert. Man musste die Flügel drehen, aber da waren nur diese kleinen Dreiecke oben, die so schön ineinander übergingen.

Mack: Es war so elegant und sexy. [Lacht]

Mikk: Das Ventil hat einfach nicht selbsterklärend funktioniert. Man hat die Kappe geöffnet und dachte sich: “Okay, toll. Warum kommt die Luft nicht heraus?” Die Leute haben den zusätzlichen Schritt zum Luft ablassen, das Drehen der „Wings“ nicht von alleine herausgefunden. Wir haben zum Beispiel bei einem Sportgeschäft hier in der Gegend einen ganzen Tag lang Menschen angesprochen und sie das Ventil testen lassen. Sie mussten eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben, und dann haben sie das Ventil in die Hand bekommen. Wir haben beobachtet, ob sie in der Lage sind es richtig zu benutzen. Lesen sie die Gebrauchsanweisung? Reißen sie die Anweisung einfach ab?

Die meisten Leute denken sich scheinbar: “Ich lese die Anweisungen später, wenn ich sie aus irgendeinem Grund brauche – bis dahin versuche ich es erstmal selbst.“ Als wir es das erste Mal getestet haben, waren 20 oder 30 Prozent nicht in der Lage, die Luft mit Hilfe des neuen Ventils wieder aus ihrer Isomatte zu bekommen.

Mack: Wir hatten dann zum Beispiel die Idee, eine Gebrauchsanweisung direkt auf das Ventil zu setzen, sodass man nicht hineinpusten konnte ohne sie abzureißen. Und die Leute haben gelesen „twist wings to deflate“, haben das abgerissen und standen kurz darauf mit da und fragten sich: „Wie bekomme ich jetzt die Luft wieder heraus?“ [Lacht] Wir wussten wirklich nicht, wie wir den Leuten vermitteln sollten, wie man das Ventil benutzt. In der finalen Version ist der Hinweis „twist wings to deflate“ jetzt direkt unter den „Wings“ aufgeklebt.

TwinLock Valve MondoKingWann wusstet Ihr nach all dem, dass am Ende ein großartiges Produkt für den Markt herauskommt?

Mikk: Das erste Mal, dass ich wusste, dass das TwinLock™-Ventil fantastisch sein würde war, als ich eine MondoKing™ 3D mit einem Ventil aus dem 3D-Drucker ausgestattet habe. Ich hatte die Matte bei einem einwöchigen Familienbesuch in Detroit dabei und schlief acht Nächte hintereinander darauf. Jeden Morgen habe ich die Luft wieder abgelassen, um im Haus nicht zu viel Platz zu verbrauchen. Ich war begeistert, wie schnell ich die Luft mit dem neuen Ventil aus der Isomatte lassen konnte, und wie leicht ich sie mit dem Pumpsack aufpusten konnte. Das wirkte alles so viel besser als bei der 2019er Mondo King 3D mit dem klassischen Ventil. Ich habe deswegen allen meinen Freunden empfohlen, bis zur nächsten Saison zu warten, wenn sie sich eine neue Isomatte kaufen wollen.

Das solltest du nicht machen.

[Lacht]

Mack: Ich war da sogar noch früher überzeugt. Ich habe die erste Designarbeit für das WingLock™-Ventil durchgeführt und wir hatten es schon auf etwa zehn Designs eingegrenzt. Mit keinem davon war ich aber wirklich zufrieden. Und dann kam mir die Idee mit den doppelten Flügeln, also den „Wings“ – das war wie… [eine Glühbirne erscheint über Macks Kopf]. So ist das Design recht einfach, es kann nicht wirklich etwas kaputt gehen. Nicht nur aus der Perspektive von uns Designern, sondern auch vom Standpunkt der Benutzer aus. Ich wusste sofort: Das ist der richtige Weg. Also habe ich einen Prototyp erstellt und ihn den Leuten im Büro gezeigt. Sie waren aber zu sehr an das klassische Ventil gewöhnt und reagierten eher verhalten. Sie meinten zum Beispiel “Oh, es ist größer” oder “Was stimmt mit denn dem alten Ventil nicht?”. Aber als dann die ersten Muster mit dem neuen Ventil gab, wollte niemand von ihnen mehr das alte Ventil verwenden. Sie haben versucht ihre alte Isomatte gegen eine mit dem neuen Ventil auszutauschen. Da wusste ich: dieses Design ist es. Wenn das Ventil so gut ist, dass die Leute bereit sind das alte, bekannte Ventil dagegen einzutauschen, dann sind wir auf dem richtigen Weg ein sehr gutes Produkt zu entwickeln.

larger valveEs gibt eine Menge Isomatten auf dem Markt und natürlich auch gute Produkte der Konkurrenz; es gibt viele tolle Designs. Wie heben sich die WingLock™- und TwinLock™- Ventile davon ab – aus technischer Sicht? 

Mack: Ich glaube unsere Ventile sind am zuverlässigsten. Das WingLock™-Ventil setzt auf zwei komprimierte O-Ringe, diese O-Ringe sind nach außen hin geschützt. Andere Ventile sind vielleicht nicht so gut gegen Schmutz geschützt – wenn der in das Ventil gelangt, kann es natürlich nicht mehr so gut funktionieren. Wir glauben auf jeden Fall an die Konstruktion mit den komprimierten O-Ringen. Auch hier verlassen wir uns auf einfache Drehbewegungen, während man bei anderen Ventilen den Finger in die Entlüftung stecken oder sie zusammendrücken und hochziehen muss. Diese Ventile lassen sich dann natürlich nicht so einfach bei besonders kaltem Wetter mit Handschuhen oder in einem überfüllten Zelt bedienen. Ich denke unsere Ventile sind intuitiver und einfacher in der Benutzung.

Wenn man also in einem Drei-Personen-Zelt in der Mitte feststeckt, kann man also ganz einfach ein wenig Luft ablassen, z.B. wenn man die Matte doch etwas zu stark aufgepustet hat…

Mack: Ja, genau. Dadurch bearbeitet man dann den Schlafnachbarn nicht mit dem Ellbogen. Wenn man nach einer Tour einfach nur noch müde ist, dann muss so etwas einfach sein – sonst kann es sein, dass man sich den Aufwand spart und sich direkt schlafen legt. Dann schläft man aber womöglich nicht optimal und der Körper ist am nächsten Tag nicht perfekt ausgeruht. Das wollen wir natürlich nicht, das wäre dann eine schlechte Benutzererfahrung.

Mikk: Außerdem haben wir bei der Entwicklung unserer O-Ringe drei verschiedene Materialien getestet. Wir wollten etwas finden, das seine Leistung bei allen Temperaturen zwischen –40 und +60 Grad beibehält. Das Ventil funktioniert also immer gleich – egal ob sehr niedrige oder sehr hohe Temperaturen herrschen. Das ist ein ungemeiner Vorteil. Außerdem musste das Ventil auf jeden Fall reparierbar sein. Bei den meisten unserer Konkurrenten ist das Ventil nicht austauschbar, wenn es beschädigt ist. Und: Das Aufblasen mit dem Mund ist einfach, wenn das Ventil etwas von der Isomatte absteht. Daher verwenden wir, im Gegensatz zu einigen Konkurrenten, kein flaches Ventil. Besonders wenn die Matte fast voll ist, ist es schließlich nicht einfach, ein flaches Ventil gegen den Mund zu drücken.

Wir hatten zunächst versucht, das Aufblasen und das Luft ablassen so zu optimieren, dass unser Ventil das schnellste auf dem Markt ist. Es gibt ein Ventil eines Konkurrenten, das einen so großen Luftkanal hat, dass es eine Sekunde schneller ist also unser TwinLock™-Ventil. Der Designaufwand, um das zu toppen, wäre aber immens gewesen. Wir haben uns gefragt: Lohnt sich das? Wir haben uns dagegen entschieden. Unser Ventil ist jetzt ein kleines bisschen langsamer – aber es ist immer noch eines der schnellsten auf dem Markt. Dafür sind aber alle unsere Kernziele – die leichte Reperaturfähigkeit oder die Benutzerfreundlichkeit erfüllt. Das war uns wichtiger, als einfach nur das schnellste Ventil zu entwickeln.

Mack: Um noch etwas zur „Reperaturfähigkeit“ zu ergänzen: Es gibt Matten, bei denen geht das Ventil kaputt – und dann muss man die ganze Isomatte wegschmeißen. Bei unserem Ventil kann man dann mit einem 10-Dollar-Ersatzteil die 200 Dollar für eine neue Isomatte sparen – das ist doch genial!

Mikk: Die Matte ist ja schließlich für den Einsatz in der Natur gedacht, und nicht um auf einer Mülldeponie zu landen. Das ist uns – und natürlich auch unseren Kunden – ganz wichtig.

inflate sleeping padWir haben schon über den schnelleren Luftdurchfluss gesprochen. Eine der Behauptungen, die Therm-a-Rest über das WingLock™-Ventil aufgestellt hat, war, dass man seine Isomatte damit 3x schneller aufblasen kann als mit dem klassischen Ventile. Es gab einige frühe Rezensionen, die dieser Behauptung widersprachen. Wenn man euch von den strengen Tests und der Entwicklung sprechen hört, scheint es ein wenig verrückt, dass Therm-a-Rest das einfach behauptet. Könnt ihr uns da ein paar Infos geben?

Mikk: Natürlich haben wir auch das getestet, und ich glaube, es gibt da ein kleines Missverständnis. Die Durchflussrate durch das Ventil ist wirklich 3x mal schneller – und das ist dann womöglich schneller, als eine durchschnittliche Person auch pusten kann. Um die Matte 3x schneller komplett aufzupusten, müsste der Benutzer nämlich natürlich auch 3x so schnell wie vorher pusten können, die benötigte Menge an Luft bis die Matte voll ist, bleibt ja die gleiche. Wenn man seine Isomatte aufpustet, hat jeder einen verschiedenen Druck den er mit seiner Lunge auf einmal erzeugen kann.

Wisst ihr, wie hoch dieser Druck ist?

Mikk: Das sind etwa 0,2 PSI.  Mit diesem Druck erhalten wir eine Durchflussrate von 6,5 SCFM durch das WingLock™-Ventil. Durch das klassische Ventil würden wir nur eine Durchflussrate von 2,2 SCFM erreichen. 2,2 bis 6,5 ist eine Änderung von 295%, was also einer 3x schnelleren Luftdurchflussrate entspricht.

Mack: Aber das Volumen, das man in die Matte pusten muss, ist natürlich immer noch dasselbe – es geht eben nur deutlich einfacher. Vielleicht wäre das eine bessere Art und Weise gewesen, das neue Ventil zu beschreiben: “3x einfacher”. Denn eine 3x schnellere Durchflussrate bedeutet 3x weniger Aufwand. Man verbraucht weniger Energie aus seiner Lunge, aber es ist immer noch die gleiche Menge Luft, die man in die Isomatte pusten muss.

Mikk: Da sieht man: Wir sind Ingenieure, wir mögen mathematisch messbare Dinge. [Lacht] Wir können sehen, wie einfach “3x schneller” irreführend oder zweideutig ist – aber so etwas zu kommunizieren ist nicht unsere Stärke.

[Mikk und Mack lachen]

Mikk: Vielleicht müssen wir das wirklich konsequent als “3x schnellere Durchflussrate” bezeichnen. Die Matte ist nämlich nicht unbedingt genau 3x so schnell aufgepustet – obwohl Faktoren wie die größere Ventilöffnung oder das Rückschlagventil das ganze natürlich schon verschnellern.

Mack: Man muss sich ja auch Zeit nehmen, um beim Aufpusten zwischendurch einzuatmen.

sleeping pad winglock valveDanke für die Aufklärung. Um das abzurunden: Wenn ihr mit den neuen Ventilen unterwegs wärt, wie würdet ihr dann die Matte am schnellsten aufpusten? Was würdet ihr tun, oder welche Hilfsmittel würdet ihr verwenden?

Mack: Ich persönlich würde den BlockerLite™ Pumpsack benutzen. Ich habe ihn gestern mit der NeoAir® XLite™ in der Größe regular ausprobiert – mit etwas Übung schafft man es die Matte in weniger als einer Minute aufzupusten, man benötigt dafür etwa sieben Luftschübe aus dem Pumpsack. Das ist natürlich etwas abhängig von der Größe der Isomatte, bei einer Topo™ Luxe wird es wahrscheinlich etwas länger dauern. Aber für eine normale Größe ist das ziemlich gut. Auch unsere NeoAir®-Mikropumpe ist ziemlich cool. Sie pustet die Isomatte nicht nur auf, sie kann die Luft auch wieder heraussaugen. Das Aufblasen dauert etwas länger als mit einem Pumpsack, aber man kann ja einfach in der Zwischenzeit etwas anderes machen, bis die Isomatte voll ist.

Mikk: Mein Favorit ist definitiv auch der BlockerLite™ Pump Sack – den kann man nämlich gleichzeitig als wasserdichten Packsack benutzen. Er hat ein Volumen von 20 Litern, das passen also einige Gegenstände rein, die nicht nass werden dürfen. Am Abend, sobald das Zelt steht, kann man dann seine Isomatte damit aufblasen. Vor allem in Kombination mit dem Rückschlagventil funktioniert der Pumpsack hervorragend. Das klappt einfach deutlich besser als mit dem klassischen Ventil, weil keine Luft aus der Isomatte entweichen kann, während man den Pumpsack wieder mit Luft füllt. Das funktioniert dann wirklich kinderleicht – ich liebe es.

Ihr habt jetzt mehrere Jahre an diesem Projekt gearbeitet – wie ist das, wenn es jetzt zu Ende geht? Ihr bringt das Projekt zu Ende, das Ventil kommt auf den Marlt und ihr seht das Ventil in „freier Wildbahn“ – wie fühlt sich das für euch an?

Mikk: Beinahe etwas unwirklich. Es ist fantastisch und angsteinflößend zugleich, denn: ich bin dafür verantwortlich. Wenn die Ventile draußen in der Natur versagen, bin ich dafür verantwortlich. Die ganzen Tests, die wir durchgeführt haben, geben uns natürlich etwas Sicherheit. Aber ab und zu passiert vielleicht doch etwas, und selbst wenn das dann gar nicht unsere Schuld war (zum Beispiel, wenn ein Hund in das Ventil beißt), dann schmerzt mich das. Ich habe zwei, drei Jahre lang quasi für dieses Ventil gelebt.

Mack: Ich würde auch sagen es fühlt sich unwirklich an. Es kommt nicht sehr oft vor, dass wir an etwas so Großem (in Bezug auf die Menge) arbeiten. Normalerweise führt ein Projekt dazu, dass wir 2.000 bis 5.000 Einheiten insgesamt herstellen. Bei diesem Projekt stellen wir so viel in einem Monat her. Das ist also wirklich verrückt. Um das aufzugreifen, was Mikk sagte: Wir haben so viel Zeit und Mühe investiert, und es ist ein großartiges Produkt dabei herausgekommen. Wir haben sehr konzentriert und mit viel Herzblut daran gearbeitet. Aber: Das Ventil ist eines der Teile, das den Leuten wahrscheinlich gar nicht so sehr auffällt, wenn es gut funktioniert. Wenn es aber nicht funktioniert, dann sind die Leute natürlich sauer.

Mikk: [Lacht] Es ist nicht das auffälligste neue Produkt, wie zum Beispiel eine komplett neue Isomatte.

Mack: Das ist schon etwas lustig, ja. Aber natürlich ist es cool, wenn unser Name mit etwas verbunden ist, das auf jeder Isomatte von Therm-a-Rest verbaut ist. Es kommt nicht oft vor, dass man diese Art von Einfluss auf die gesamte Outdoor-Branche hat. Das ist echt cool – aber natürlich auch eine große Verantwortung.

neoair pumpIrgendwelche letzten Gedanken für unsere Leser? Wie z.B. „Lest die Gebrauchsanweisung“?

[Lacht]

Mikk: Wir haben eine Reparaturwerkstatt. Die Leute dort sind sehr nett und leisten eine hervorragende Arbeit.

Mack: Schaut euch die Entleerungsfunktion NeoAir® Mikropumpe an. Die ist fantastisch.